04.11.2020 - Von Dennis Keke
Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin verzeichnet momentan Rekordstände.
Ähnlich geht es anderen Kryptowährungen. Hierbei stellt sich die Frage
nach der Zukunft nicht nur des Bitcoin, sondern der Kryptowährung an
sich. Werden wir zukünftig tatsächlich mittels digitaler Coins
Zahlungen abwickeln oder wird sich eines der alternativen
Zahlungsmodelle durchsetzen?
Einige würden an dieser Stelle
vielleicht anmerken, dass digitale Zahlungen mittels Kryptowährungen
längst nicht nur möglich, sondern verbreitet sind. Hierin besteht
indes noch einer der gegenwärtigen Knackpunkte einer Kryptowährung:
Wirklich viele Stellen, die Kryptowährungen als Zahlungsart
akzeptieren, gibt es bislang nicht. Nur vereinzelt akzeptieren
Online-Händler und -dienstleister kryptische Währungen wie den
Bitcoin. Oftmals handelt es sich hierbei um Plattformen, die der
Techniker-Szene zugewandt scheinen. Für die breite Masse scheinen
Kryptowährungen indes noch nicht brauchbar zu sein. Solange man mit
der Lupe suchen muss, um beispielsweise einen Online-Shop zu finden,
der die Bezahlung mit digitalen Währungen akzeptiert, handelt es sich
bei Kryptowährungen nicht um eine massentaugliche Bezahlweise.
Steht der Durchbruch der Kryptowährungen kurz bevor?
Dies kann sich mit der Zeit natürlich noch ändern. So ermöglicht es der Bezahldienst PayPal seit kurzem, die Kryptowährungen Bitcoin, Litecoin und Etherum zu kaufen, diese in der digitalen PayPal-Wallet zu verwahren und nach Belieben wieder zu verkaufen. Dies war mit Sicherheit ein bedeutender Schritt für die Kryptowährung an sich. Dies allein ist indes noch kein Garant für den zukünftigen Erfolg der Kryptowährungen. Momentan sind Kryptowährungen insbesondere für Anleger interessant, starke Kursschwankungen verunmöglichen indes, in Kryptowährungen gegenwärtig ein beständiges Zahlungsmittel zu erblicken. Viele Stimmen gehen davon aus, dass insbesondere der Bitcoin in naher Zukunft erst stark steigen, dann sinken und sich auf ein beständiges Level einpendeln wird, sodass dann die bislang nicht vorhandene Beständigkeit eintreten könnte. So könnte es tatsächlich kommen, muss es aber nicht.
Die Blockchain-Technologie ermöglicht anonyme Bezahlungen
Ein großer Vorteil von Kryptowährungen wie dem Bitcoin ist, dass sie völlig anonyme Geldtransaktionen ermöglichen. Anders als beispielsweise eine Kreditkartenzahlung oder auch eine Zahlung mit PayPal-Guthaben ist die konkrete Zahlung mittels einer Kryptowährung für Dritte nicht nachvollziehbar. In Zeiten zunehmender staatlicher Überwachung und auch des Datenhungers großer Tech-Konzerne ist dies besonders attraktiv. Dass der Umstand der Anonymität auch zu illegalen Aktivitäten einlädt, ist für mich in keiner Weise ein Grund, eine Technologie wie die Blockchain-Technologie abzulehnen. Kriminalität ist dann eine unvermeidbare Begleiterscheinung, die man entweder anderweitig an der Wurzel packen oder, wo dies (noch) nicht möglich ist, schlicht hinnehmen muss, bis man sie an der Wurzel packen kann. Kriminalität darf auch kein Grund sein, die Bargeldzahlung gänzlich aus dem Bezahlalltag zu verdrängen.
Wann wird die Bank entbehrlich?
Kryptowährungen werfen einen, aus meiner Sicht, weiteren wichtigen Aspekt auf. Sie ermöglichen es, Zahlungen völlig unabhängig von einer Bank als Kreditinstitut abzuwickeln. Würden sich Kryptowährun-gen als wesentliches Zahlungsmittel in der breiten Bevölkerung weltweit durchsetzen, so wäre dies für das Bankensystem möglicherweise vernichtend. Wozu benötige ich noch ein Girokonto bei einer Bank, wenn ich meine Geldmittel auch in einer digitalen Wallet aufbewahren kann, auf welche nur ich selbst Zugriff habe? Warum sollte ich mich dann noch etwaigen Risiken einer Bankeinlage aussetzen?
Schon heute ist das digitale Bezahlen üblich
Bargeldlose Zahlungen sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Eine völlig kontaktlose Zahlung ist beispielsweise mittels des Zahlungsdienstes „Apple Pay“ längst möglich. So kann man längst mit der eigenen Kreditkarte im Supermarkt bezahlen, ohne dass der Kunde in Kontakt mit einem Zahlungstermi-nal kommen müsste. Mit einer Apple-Watch genügt es, den Arm in die Nähe eines solchen Zahlungster-minals zu halten, um die gewünschte digitale Zahlung abzuwickeln. In China soll bereits ein Lächeln genügen, um etwas zu bezahlen, Sensoren und Algorithmen machen dies möglich. Braucht es da wirklich eine Kryptowährung, die ich erst gegen eine unserer üblichen Währungen wie Euro oder US-Dollar eintauschen muss? Eine Kryptowährung könnte es indes auch ermöglichen, völlig unabhängig von den gängigen Währungen zu werden. Ein Kollaps beispielsweise des Euro könnte dann zumindest neben-sächlich sein.
Blockchain – Die Technologie der Zukunft?
Der Umstand, dass es keine zentrale Stelle gibt, die Zahlungen mittels Kryptowährungen durchführt, macht die Blockchain-Technologie sicher. Jeder Nutzer im System trägt zur Sicherheit einer jeden Krypto-Zahlung bei. Problematisch ist der Umstand, dass die Verifizierungsprozesse, die im Rahmen der Blockchain-Technologie erforderlich sind, um Zahlungen zu ermöglichen, enorme Rechenleistungen nötig machen, die wiederum in einem enormen Stromverbrauch münden. Die digitale Zahlung mit einer Visa-Kreditkarte im Vergleich verbraucht lediglich ca. ein Drittel der Strommenge, die bei einer Bitcoin-Zahlung anfällt. Hier besteht meines Erachtens Verbesserungspotential. Es stellt sich die Frage, ob die Verifizierungsprozesse, die im Rahmen der Blockchain-Technologie notwendig sind, nicht anders als durch das Lösen komplexer mathematischer Rätsel, wie es momentan noch nötig ist, erfolgen kann. Die Kryptowäh-rung IOTA verfolgt einen anderen technischen Ansatz: Die Tangle-Technologie, die dieser Währung zugrunde liegt, ermöglicht ebenfalls anonyme und verifizierte Zahlungen, verbraucht indes deutlich weniger Strom als Kryptowährungen, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Doch auch die Krypto-Währung IOTA konnte sich bislang nicht als Zahlungsmittel durchsetzen.